Scheideanstalt

Aus dem Leben der “Privatsphäre”…

Das „Cypherpunk“ Manifest

von Eric Hughes

In den offenen Gesellschaften des elektronischen Zeitalters ist Privatsphäre unverzichtbar. Privatsphäre ist nicht zu verwechseln mit Geheimniskrämerei. Eine private Angelegenheit ist etwas, das man nicht mit der ganzen Welt teilen möchte, eine geheime Sache ist etwas, von dem man möchte, dass es niemand weiß. Privatheit ist die Macht darüber, wie und wie man sich der Welt zu erkennen gibt.

Wenn zwei Parteien etwas untereinander ausmachen, dann haben beide eine Erinnerung an diese Interaktion. Jede Partei kann über ihre eigene Erinnerung an das Ereignis sprechen, wie sollte auch jemand dies unterbinden? Man kann Gesetze dagegen erlassen, aber die Redefreiheit, noch viel mehr als die Privatheit, ist eins der fundamentalsten Prinzipien einer offenen Gesellschaft; wir wollen in keinster Weise Meinungsäußerungen reglementieren. Wenn mehrere Parteien im gleichen Forum sprechen, kann jeder zu allen sprechen und die Gemeinschaft kann gemeinsames Wissen über Einzelpersonen oder Einheiten sammeln. Die Kraft der elektronischen Kommunikation ermöglicht solche verbalen Meinungsäußerungen in Gruppen und das wird sich wohl auch kaum ändern, bloß weil wir es vielleicht möchten.

Da wir Privatsphäre wünschen, müssen wir sicherstellen, dass jeder Teilnehmer einer Übermittlung nur oder mindestens nur das Wissen hat, das direkt für die Übermittlung notwendig ist. Da aber über jeden Information gesprochen werden kann, müssen wir dafür Sorge tragen, dass wir so wenig wie möglich offenbaren. In den meisten Fällen, dreht es sich nicht um die persönliche Identität. Wenn ich ein Magazin an einem Kiosk kaufe und dem Verkäufer Bargeld übergebe, muss er nicht wissen wer ich bin. Wenn ich meinen E-Mail Anbieter bitte, Nachrichten zu empfangen und zu verschicken, dann muss mein Anbieter nicht wissen mit wem ich spreche, was ich sage oder was andere mir gegenüber äußern; der Anbieter meines elektronischer Nachrichtenprogramms muss nur wissen, wie er die Nachricht ans Ziel bringt und welche Gebühren ich ihm dafür schulde. Wenn meine Identität sich offenbart als ein der Transaktion unterliegender Mechanismus, habe ich keine Privatsphäre. Ich kann nicht wählen, was ich von mir offenbaren möchte, ich muss mich IMMER offenbaren.

Darum bedingen in einer offenen Gesellschaft anonyme Transaktionssysteme den Erhalt der Privatsphäre. Bis jetzt war Bargeld das Hauptsystem dieser Art. Ein solches anonymes System für Transaktionen unter Menschen ist noch kein geheimes Transaktionssystem per se. Ein anonymes System ermächtigt Individuen, ihre Identität nur auf eigenen Wunsch zu offenbaren und auch nur dann; darin besteht Privatsphäre im Kern.

Privatsphäre in einer offenen Gesellschaft erfordert ebenfalls Verschlüsselung. Wenn ich etwas sage, möchte ich, dass es nur von denen gehört wird, die ich erreichen möchte. Wenn der Inhalt meiner Rede der ganzen Welt zugänglich ist, habe ich keine Privatsphäre. Zu verschlüsseln zeigt den Wunsch nach Privatsphäre und eine schwache Verschlüsselung zeigt einen nur verhaltenen Wunsch nach Privatsphäre. Um eine Identität mit Sicherheit zu offenbaren, wenn die Voreinstellung Anonymität gewährt, erfordert eine cryptographische Unterschrift.

Wir können von Regierungen, Konzernen oder anderen großen, gesichtslosen Organisationen nicht erwarten, uns wohlwolllend Privatsphäre zu ermöglichen. Es liegt in ihrem Interesse über uns zu sprechen und wir sollten erwarten, dass sie sprechen werden. Ihre Reden zu verhindern bedeutet, die Realitäten der Kommunikation zu bekämpfen. Information will nicht nur frei sein, sie sehnt sich nach Freiheit. Information reichert sich an bis an die Grenzen verfügbarer Datenlager. Information ist der jüngere, stärkere Cousin des Gerüchts; Information hat schneller Füße, mehr Augen, weiß mehr und versteht werniger als das Gerücht..

Wir müssen unsere Privatsphäre verteidigen, wenn wir sie erwarten und erstrebenswert finden. Wir müssen uns immer wieder treffen und zusammen Systeme entwickeln, die es erlauben anynonyme Transaktionen abzuwickeln. Menschen haben über Jahrhunderte ihre Privatsphäre beansprucht und mit Flüstern, in Schutz der Dunkelheit, mittels Umschlägen, hinter verschlossenen Türen, mit geheimen Händedrücken und persönlichen Boten Ihre Privatsphären verteidigt. Frühere Techniken ermöglichten keine sichere Privatsphäre, aber elektronische Technologien können das.

Wir, die Cypherpunks haben uns der Entwicklung anonymer Systeme verschrieben. Wir verteidigen unsere Privatsphäre mit Verschlüsselungstechniken, mit anonymen Nachrichten-Transportsystemen, mit digitalen signaturen und mit electronischem Geld.

Cypherpunks schreiben Code. Wir sind davon überzeugt, dass jemand Software schreiben muss, die Privatsphäre verteidigt und da wir wissen, dass wir so lange keine Privatsphäre haben werden, bis wir alle daran arbeiten, und darum werden wie schreiben. Wir veröffentlichen unseren Code, sodaß unsere befreundeten Cypherpunks damit spielen und testen können. Es ist uns ziemlich egal, wenn Du die Software, die wir schreiben, nicht zu schätzen weißt. Wir wissen, dass Software nicht zerstört werden kann und dass ein weit verteiltes System nicht abgeschaltete werden kann.

Cypherpunks bedauern Regulierung im Bereich der Kryptographie, da Verschlüsselung im Grunde etwas sehr Persönliches ist. Der Vorgang der Verschlüsselung, entzieht der Öffentlichkeit in der Tat Information. Selbst Gesetze gegen Kryptographie reichen nur so weit wie nationale Grenzen und der Arm der jeweiligen Staatsgewalt. Kryptographie wird sich unausweichlich in der ganzen Welt verbreiten und mit ihr die anonymen Transaktionssysteme die durch sie möglich werden.

Das Konzept der geschützten Privatsphäre kann sich nur weit verbreiten, wenn sie zunächst Teil eines sozialen Vertrags wird. Menschen müssen sich treffen und diese Systeme zum Wohle der Menschheit anwenden. Privatsphäre reicht allerdings nur soweit, wie die Bereitschaft zur Zusammenarbeit unter Mitgliedern einer Gesellschaft. Wir, die Cypherpunks bitten Euch, Fragen zu stellen und Eure Bedenken zu äußern, und dann hoffen wir, dass wir Euch in einem Maße begeistern, das uns nicht an uns selbst zweifeln lässt. Dennoch, werden wir uns nicht von unserem Kurs abbringen lassen, nur weil Einige unsere Ideale nicht teilen.

Die Cypherpunks engagieren sich aktiv für die Verbesserung der Sichereit der Netzwerke zugunsten der Privatsphäre. Weiterhin.

Zum Originaldokument

 

Hier auch das Original aus 1993:

A Cypherpunk’s Manifesto 

by Eric Hughes

Privacy is necessary for an open society in the electronic age. Privacy is not secrecy. A private matter is something one doesn’t want the whole world to know, but a secret matter is something one doesn’t want anybody to know. Privacy is the power to selectively reveal oneself to the world.

If two parties have some sort of dealings, then each has a memory of their interaction. Each party can speak about their own memory of this; how could anyone prevent it? One could pass laws against it, but the freedom of speech, even more than privacy, is fundamental to an open society; we seek not to restrict any speech at all. If many parties speak together in the same forum, each can speak to all the others and aggregate together knowledge about individuals and other parties. The power of electronic communications has enabled such group speech, and it will not go away merely because we might want it to.

Since we desire privacy, we must ensure that each party to a transaction have knowledge only of that which is directly necessary for that transaction. Since any information can be spoken of, we must ensure that we reveal as little as possible. In most cases personal identity is not salient. When I purchase a magazine at a store and hand cash to the clerk, there is no need to know who I am. When I ask my electronic mail provider to send and receive messages, my provider need not know to whom I am speaking or what I am saying or what others are saying to me; my provider only need know how to get the message there and how much I owe them in fees. When my identity is revealed by the underlying mechanism of the transaction, I have no privacy. I cannot here selectively reveal myself; I must always reveal myself.

Therefore, privacy in an open society requires anonymous transaction systems. Until now, cash has been the primary such system. An anonymous transaction system is not a secret transaction system. An anonymous system empowers individuals to reveal their identity when desired and only when desired; this is the essence of privacy.

Privacy in an open society also requires cryptography. If I say something, I want it heard only by those for whom I intend it. If the content of my speech is available to the world, I have no privacy. To encrypt is to indicate the desire for privacy, and to encrypt with weak cryptography is to indicate not too much desire for privacy. Furthermore, to reveal one’s identity with assurance when the default is anonymity requires the cryptographic signature.

We cannot expect governments, corporations, or other large, faceless organizations to grant us privacy out of their beneficence. It is to their advantage to speak of us, and we should expect that they will speak. To try to prevent their speech is to fight against the realities of information. Information does not just want to be free, it longs to be free. Information expands to fill the available storage space. Information is Rumor’s younger, stronger cousin; Information is fleeter of foot, has more eyes, knows more, and understands less than Rumor.

We must defend our own privacy if we expect to have any. We must come together and create systems which allow anonymous transactions to take place. People have been defending their own privacy for centuries with whispers, darkness, envelopes, closed doors, secret handshakes, and couriers. The technologies of the past did not allow for strong privacy, but electronic technologies do.

We the Cypherpunks are dedicated to building anonymous systems. We are defending our privacy with cryptography, with anonymous mail forwarding systems, with digital signatures, and with electronic money.

Cypherpunks write code. We know that someone has to write software to defend privacy, and since we can’t get privacy unless we all do, we’re going to write it. We publish our code so that our fellow Cypherpunks may practice and play with it. Our code is free for all to use, worldwide. We don’t much care if you don’t approve of the software we write. We know that software can’t be destroyed and that a widely dispersed system can’t be shut down.

Cypherpunks deplore regulations on cryptography, for encryption is fundamentally a private act. The act of encryption, in fact, removes information from the public realm. Even laws against cryptography reach only so far as a nation’s border and the arm of its violence. Cryptography will ineluctably spread over the whole globe, and with it the anonymous transactions systems that it makes possible.

 

For privacy to be widespread it must be part of a social contract. People must come and together deploy these systems for the common good. Privacy only extends so far as the cooperation of one’s fellows in society. We the Cypherpunks seek your questions and your concerns and hope we may engage you so that we do not deceive ourselves. We will not, however, be moved out of our course because some may disagree with our goals.

The Cypherpunks are actively engaged in making the networks safer for privacy. Let us proceed together apace. Onward.

Eric Hughes <hughes@soda.berkeley.edu>
9 March 1993

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